Die Evangelische Kirchengemeinde Krofdorf-Gleiberg versteht sich in der Nachfolge Jesu Christi als eine einladende, auf Menschen und ihre Fragen zugehende Gemeinde. Sie möchte den Menschen hörend begegnen und ihnen vom Evangelium Christi her wegweisend, ermutigend und tröstend nahe sein.
Dazu leitet sie seit der Perspektiventwicklung im Jahre 2004 der Leitsatz:
Wir sind ein offenes, lebendiges Haus, das auf Jesus Christus als Fundament und auf die Bibel als Gottes Wort gegründet ist.
Durch die Erfahrung im Glauben wollen wir Menschen vor Ort begeistern, mit uns alte und neue Wege zu gehen und Brücken zwischen Jung und Alt zu bauen.
Die Kirchengemeinde gehört mit ihren knapp 2.600 Gemeindegliedern zum Kirchenkreis Wetzlar und damit zur Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Tradition ist lutherisch. Das Presbyterium als Leitungsteam umfasst neben dem Pfarrer acht Presbyterinnen und Presbyter sowie die Küsterin und die Jugendreferentin als Mitarbeiterpresbyterinnen. Mit verschiedenen Ausschüssen, haupt-, neben- und ehrenamtlichen Beauftragungen steuert das Presbyterium das Leben der Gemeinde, als deren Zentrum der Gottesdienst verstanden wird.
Der Ort Krofdorf-Gleiberg mit seinen etwas über 5.000 Einwohnern gehört zur Gesamtgemeinde Wettenberg (gesamt: über 12.000 Einwohner). Davon sind etwas mehr als die Hälfte evangelisch.
Der Ort ist geprägt durch seine besondere, das Gießener Becken dominierende Burganlage Burg Gleiberg als Wahrzeichen der Region. Die denkmalgeschützte evangelische Katharinenkirche aus dem Jahr 1350 n.Chr. gehört zu dem Burgensemble. Unten im Tal befindet sich im Hauptortsteil Krofdorf (über 1.200 Jahre alt) die noch ältere evangelische Margarethenkirche, woran sich, um einen großen Pfarrhof gruppiert, das Ensemble von Jugendhaus, einem modernen Gemeindezentrum sowie das Pfarrhaus anschließt.
Durch die große räumliche Nähe zur Kreis- und Universitätsstadt Gießen als Zentrum Mittelhessens und die Tatsache, dass Krofdorf-Gleiberg ein verhältnismäßig großer Ort mit vielen Geschäften und Dienstleistungen ist, sind viele Menschen in ihrem Bewusstsein eher städtisch geprägt. Sie nehmen Anteil am kulturellen Leben der Stadt und ihres Umlandes, sie sind auch vielfach beruflich dorthin orientiert (Universität, Behörden, große mittelständische Unternehmen; siehe auch Pendler z.B. nach Frankfurt, Kassel, Wetzlar, Marburg). Entsprechend gibt es auch Ansprüche und wiederum einen aktiven gesellschaftlichen Gestaltungswillen und eine Mitwirkungsbereitschaft in Kommunalpolitik, Vereinswesen, Kirche - trotzdem sind die gesamtgesellschaftlichen Tendenzen eines zurückgehenden Engagements in allen Bereichen zunehmend spürbar.
Krofdorf-Gleiberg ist durch rund 35 Vereine geprägt, der größte ist der TSV mit etwa 2.600 Mitgliedern. Aber auch der RSV (Radsportverein Teutonia) ist sehr leistungsstark und erfolgreich. Andere Zugpferde sind der KFF (Krofdorfer Fasnachtsfreunde) sowie auch das Laienspieltheater „Wettenberger Sammelsurium“, in dem viele Kinder und Erwachsene jedes Jahr zur Adventszeit Märchen zur Aufführung bringen.
Die evangelische Kirche erfuhr aufgrund einer unglücklichen konsistorialen Entscheidung 1861 eine schmerzhafte Teilung. Die damals Ausgetretenen (mehr als die Hälfte der damaligen Kirchengemeinde) formierten sich als Freireligiöse Gemeinde mit einem vom christlichen Glauben abgekehrten Bekenntnis. Die daraus resultierenden Konflikte haben sich bis zum heutigen Tag im Bewusstsein der Menschen des Ortes niedergeschlagen. Seit den 80iger Jahren haben offene Gespräche zur Überwindung von so manchem Vorurteil geführt und in Vereinen oder der Politik auch ein besseres Miteinander ermöglicht.
Diese besondere historische Entwicklung des schwierigen Nebeneinanders ist mit ein Grund, weshalb kirchlicherseits diakonisches Handeln im größeren Stil bisher nicht zum Tragen kam: neben Schulen sind Kindergärten und Sozialstation (auch wenn letztere von den Wettenberger Kirchengemeinden mitgegründet wurde) sowie pflegerische Angebote kommunal und damit staatlich neutral eingerichtet. Gerade deshalb aber ist dem Presbyterium der Fokus wichtig, neue, auch augenfällige Möglichkeiten christlichen Dienens am Menschen mit besonderer gesellschaftlicher Relevanz innerorts zu finden. Unsere Gemeinde sieht dabei den Kirchenkreis und die verfasste Diakonie in der Mitverantwortung.
Nach dem Krieg ist der Ort stetig gewachsen; die erste große Veränderung bedeutete die Zusiedelung der zumeist katholischen Sudetendeutschen in den bis dahin rein evangelischen und freireligiösen Ort. Dadurch wurden in Folge viele neue, evangelisch/römisch-katholische Mischehen geschlossen, die die Grundlage für das heutige ökumenische Miteinander bilden. Entsprechend suchen wir die ökumenischen Kontakte zur kath. Kirchengemeinde St. Anna Biebertal-Krofdorf zu vertiefen und eine gute Zusammenarbeit weiterhin anzustreben.
Durch Baugebiete-Erschließung seit Ende der 80er Jahre im Nordbereich des Ortes wuchs der Anteil junger Familien stark an und beeinflusste damit unseren Ort auch demografisch sehr günstig. Um dieser Veränderung des Ortes Rechnung zu tragen und um Kontakt zu Neuzugezogenen zu gewinnen, wurde das Projekt „Begegnungs- und Erlebnistag“ entwickelt. Im zweijährigen Rhythmus organisiert, feiert die Kirchengemeinde in je einem „Stadtteil“ ein besonderes Fest mit breiter Beteiligung der jeweiligen Anwohner, Vereine u.a.. Sie ist damit als „Kirche unterwegs“ vor Ort präsent.
Die Kirchengemeinde sieht ihre Schwerpunkte gegenwärtig in Verkündigung und Seelsorge, in einer profilierten, alters- und lebensweltbezogenen Kinder- und Jugendarbeit sowie in der Arbeit der Denkmalstiftung Evangelische Kirchen Krofdorf und Gleiberg. Dieses Profil bildet sich personell in einer vollen Pfarrstelle ab, die ergänzt wird durch eine eigenständige Jugendreferentenstelle sowie einer hauptamtlichen Küsterstelle für die beiden historischen Kirchen.
Um eine gute Verwaltung der Kirchengemeinde im Sinne ihrer Schwerpunktarbeit zu ermöglichen, besteht eine halbe Verwaltungsstelle, die mit dem Evangelischen Rentamt Wetzlar kooperiert.
Die Gemeindearbeit findet neben den beiden Kirchen ihre Gestaltungsräume in zwei Gemeindehäusern, für deren Pflege und Betreuung neben der Küsterin eine Reinigungskraft zuständig ist.
Sichtbarer Ausdruck gemeindlichen Handelns sind das Engagement für Tikato/Burkina Faso durch die über 40jährige Tradition des Adventsbasars, die seit Jahrzehnten bestehende Bücherei-Arbeit, die Denkmalstiftung, die Kinder- und Jugendarbeit.
Ebenso gehören besondere Gottesdienste (z.B. Familiengottesdienste, Taizé-Gebete, Gottesdienste zu kommunalen Anlässen sowie im ökumenischen Kontext) dazu. Die Chorarbeit des Singkreises mit einem nebenamtlichen Chorleiter gehört zum musikalischen Bild der Gemeinde und bereichert neben der Tätigkeit der neben- und ehrenamtlichen Organisten das gottesdienstliche Leben.
Wir sind uns dankbar bewusst, dass ein wesentlicher Grund für die Stärke unserer Gemeinde im erfolgreichen Aufbau und Wirken der Frauenhilfe seit 1961 liegt. Um Männer und Frauen in neuer Weise zu erreichen, wurde inzwischen eine zeitgemäße Männer-, Frauen- und Seniorenarbeit aufgebaut.
Die öffentlichkeitswirksame Arbeit der evangelisch-öffentlichen Bücherei wird von einem engagierten ehrenamtlichen Team geleitet und bildet eine wichtige kommunikative Schnittstelle im Leben der Gemeinde hin zu den Familien des Ortes, der Grundschule und den Kindergärten.
Mit dem niedrigschwelligen Angebot der Krabbelgruppen-Arbeit werden seit 1994 Mütter/Väter mit Kindern angesprochen.
In der Jugendarbeit ergab sich in den 90iger Jahren eine teilweise enge Zusammenarbeit mit der benachbarten Kirchengemeinde Wißmar (Jugendfreizeit); im regionalen Verbund gelang vor etwa acht Jahren der Aufbau einer Jugendkirche.
Glaubenskurse, die ökumenische Wettenberger Bibelwoche sowie Hauskreisarbeit gehören zu unserem missionarischen Weg als Gemeinde, den wir gerne im Sinne von „missionarisch Volkskirche sein“ weiter beschreiten wollen.
Wir legen Wert auf ein gepflegtes und wertiges inneres und äußeres Erscheinungsbild unserer beiden historischen Kirchen. Durch künstlerische Gestaltung (z.B. Johannes – Schreiter - Fenster) drückt sich lebendiger Glauben sichtbar aus; dies möchte Menschen in besonderer Weise ansprechen.
Herausforderungen liegen z.B. in neuen Wegen, die Menschen auch in seelsorgerlicher Weise noch näher und intensiver begleiten zu können. Dazu gehört sicher auch der Wunsch nach einem Besuchsdienst. Oder es stellt sich uns die Frage, wie der Gottesdienst, der vom Gottesdienstausschuss reflektiert wird, noch mehr in kontinuierlicher Weise Heimat für Menschen verschiedenen Alters in selbstverständlicher Weise werden und bleiben kann.
Öffentlichkeitswirksam durch unseren Gemeindebrief „wolke“ und gute Pressekontakte wird die Arbeit der Gemeinde nicht nur den Gemeindemitgliedern, sondern allgemein der Öffentlichkeit nahegebracht, um insgesamt das Bild von Kirche vor Ort attraktiv erscheinen zu lassen und damit neugierig zu machen. Dies geschieht auch auf dem Hintergrund, dass Kirche in unserem Ort von einem Teil der Bevölkerung eher als ein Verein unter anderen begriffen wird, und weniger als Kirche mit einer durchaus über rein gesellschaftspolitische Bestimmung hinausgehenden Aufgabe.
Die Kirchengemeinde ist sich ihrer Verantwortung im gesellschaftlichen Diskurs bewusst und nimmt unter Umständen durchaus auch Bezug auf aktuelle kommunalpolitische Diskussionen.
Mit der Durchführung besonderer Konzerte spricht sie in zusätzlicher Weise Menschen an; sie gewinnt und interessiert etwa für die Anliegen der Stiftung. Hier ist uns ein wichtiges Handlungsfeld in den letzten Jahren mit gehaltvollem Anspruch gelungen, das das lebhafte kulturelle Umfeld erweitert.
Um das eine oder andere anspruchsvolle Anliegen verwirklichen zu können, hat die Kirchengemeinde in Vergangenheit und Gegenwart große zusätzliche finanzielle Unterstützung erlebt (Anschaffung von liturgischen Gegenständen wie Glocken oder Altarkreuz, Taufsteine, Kirchenfenster; Unterstützung in der Jugendarbeit oder der Arbeit der Denkmalstiftung).
In verschiedenen Lebenssituationen (etwa Taufe) begegnet uns als Gemeinde unter anderem der besondere Bibelvers aus 2. Timotheus 1,7: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit!“
Nicht nur, dass in diesem Satz die lange und umfassende biblische „Fürchte-dich-nicht- Tradition aufgenommen wird. Sondern auch, dass ganz grundsätzlich deutlich wird: Als Kirchengemeinde verwalten wir nicht den Mangel, wir starren nicht auf das Defizit, wir lassen uns nicht beeindrucken von dem, was nicht gelingt oder wo wir hilflos vor irgendwelchen Entwicklungen zu stehen scheinen. Sondern wir wissen: Gott bevollmächtigt uns mit seinen wichtigen Gaben „Kraft, Liebe, Besonnenheit“, wir fragen damit gezielt nach Zielen für unsere Gemeinde hier in Krofdorf-Gleiberg.
Wir glauben und vertrauen darauf, dass wir Schwestern und Brüder in der Gemeinde finden, die unsere weitere Entwicklung als christliche Gemeinde mit bestärken.
Das Presbyterium am 18. Februar 2014